Aufgabenteilung:
Fabian Himmel (l.) und Mark Lerandy sind in dieser Saison gleichberechtigte Trainer des SV Oberachern.
Der Umbruch beim Fußball-Oberligisten SV Oberachern wird auch auf der Trainerbank eingeläutet.
Fabian Himmel übernimmt im Sommer 2022 für Mark Lerandy, der sportlicher Leiter des SVO wird.
Nach vielen Abgängen zählt im ,,Übergangsjahr” nur der Klassenerhalt.
Der SV Oberachern steht vor der wohl größten sportlichen Herausforderung seit der Rückkehr in die Oberliga vor sechs Jahren. Zahlreiche Leistungsträger haben den Verein verlassen, hauptsächlich junge Talente sind gekommen. ,,Es wird ein Übergangsjahr. Das Ziel kann deshalb nur der Klassenerhalt sein”, sagt Mark Lerandy, der sich den Trainerjob ab sofort mit dem gleichberechtigten Fabian Himmel teilt. Denn auch auf der Bank plant der SVO den Übergang: ,,Ab Sommer 2022 wird Fabian Himmel alleiniger Cheftrainer. Ich übernehme dann den Posten des sportlichen Leiters beim SVO”, gab Lerandy bekannt.
Die Ankündigung kam zwar überraschend, spricht aber auch für eine langfristige Planung der Oberacherner. Denn ,,wir werden trotz der aktuell schwierigen Situation die Oberliga auf keinen Fall kampflos aufgeben. Im Gegenteil. In der Saison 2022/23 peilen wir wieder einen einstelligen Tabellenplatz an”, stellt Lerandy vor seiner fünften Trainer-Saison beim SVO klar.
Viele Stammspieler verloren
Bis dahin geht es aber ums sportliche Überleben. Für höhere Ambitionen als den Klassenerhalt ist aktuell kein Platz. Stammspieler wie Jonas Busam, Rayan Ghrieb, Demarveay Sheron, Stephane Tritz, Emanuele Giardini oder Torhüter Corentin Schmittheissler haben die Blau-Weißen verlassen. ,,Das ist eine Menge Qualität, die uns da verloren gegangen ist”, weiß der Vorsitzende Ralf Lorenz, aktuell in Personalunion auch Sport-Vorstand.
Anfang der Woche gab es aber auch positive Nachrichten. Spielmacher Mohammed Ambri wird weiterhin das Trikot der Oberacherner tragen. ,,Wir haben uns nochmal getroffen und über die sportlichen Ziele gesprochen. Da hat er sich angenähert und kann sich jetzt wieder voll mit dem Verein identifizieren. Er ist definitv ein Schlüsselspieler für uns”, verdeutlicht Lerandy.
Kurzfristige Neuzugänge
Zudem konnte der SVO kurzfristig noch das 19-jährige Torwarttalent Marvin Mettenberger von der U19 des SC Freiburg und Mehmet Güzelkoban vom letztjährigen Oberliga-Konkurrenten SV Sandhausen II verpflichten. ,,Marvin muss sich noch etwas etablieren, aber er ist ein Spieler für die Zukunft mit wahnsinnig guter Qualität”, sagt Lerandy über den 19-jährigen Keeper. Güzelkoban ist mit 20 Jahren ebenfalls noch sehr jung, kann dem SVO aber direkt helfen. ,,Er ist ein super Typ und hat in jungen Jahren schon Verantwortung übernommen als Kapitän der Sandhausener Reserve. Er passt genau in das Profil, das wir gesucht haben”, so der Coach über den Sechser.
Wer im Tor die Nachfolge von Schmittheissler antreten wird, ist noch offen. Die schon als perfekt vermeldete Rückkehr von Bastien Rempp kam nicht zustande. Mit Vincent Früh, Valentin Heß und den Neuzugängen Gregor Spath und Mettenberger konkurrieren vier Keeper um den Platz zwischen den Pfosten. Lerandy kündigte eine Entscheidung ,,vor dem Pokalspiel in Schutterwald am Samstag” an.
Erfahrung im Angriff
Langjährige SVO-Erfahrung haben mit Noah Zwick, Luca Fritz und Kapitän Nicola Leberer drei Säulen der Defensive. Der Coach freut sich zudem über die Entwicklung des erst 19-jährigen Neuzugangs Jan Dietrich, der sich mit ,,konstanten Leistungen und frechem Auftreten” bereits nah an die Startelf herangespielt hat.
Das Mittelfeld ist durch Gözelkoben (defensiv) und Ambri (offensiv) nun deutlich breiter aufgestellt. Marvin Ludwig und Benedikt Asam können wichtige Rollen spielen, auch von Neuzugang Rachid Gueddin (SC Lahr) verspricht sich Lerandy einiges: ,,Ein Instinktfußballer, der schon gezeigt hat, was er kann.”
Im Angriff vertraut der Trainer mit Nico Huber weiter ,,auf einen der besten Stürmer der Oberliga” und freut sich zudem, dass der erfahrene Lahdji Badiana ein Jahr nach seiner Verpflichtung und schweren Verletzung endlich helfen kann. ,,Lahdji ist zwar 34, aber sein gefühltes Alter ist 28. Er ist topfit, eine echte Maschine”, schwärmt Lerandy, schränkt aber ein: ,,Er hat 18 Monate nicht gespielt. Es wird sicher zehn bis zwölf Spieltage brauchen, bis er annähernd bei hundert Prozent ist.”
Bosselmann-Abgang nicht kompensiert
Mit dem Verlauf der Vorbereitung ist Lerandy zufrieden. ,,Wir hatten ein paar Startschwierigkeiten, aber jetzt sind wir im Soll. Die Jungs haben eine gesunde Frische und vor allem haben wir aktuell keine Verletzten”, freut sich der 39-Jährige und arbeitet vor allem daran, ,,dass wir als Team funktionieren. Darauf legen wir noch stärker den Fokus ,und das soll unser Schlüssel zum Erfolg werden.”
Dies liegt auch daran, dass man in Oberachern nach dem Rückzug von Sport-Vorstand Mark Bosselmann finanziell kleinere Brötchen backen muss. ,,Er unterstützt uns noch in geringem Maße als Sponsor, aber das ist nicht mehr vergleichbar. Wir konnten das mit anderen Sponsoren nicht auffangen”, gesteht Lorenz, kündigte aber zumindest die Neubesetzung des Sport-Vorstand-Postens für die Mitgliederversammlung im September an.
Gleich drei Heimspiele
Der Auftakt mit dem Heimspiel gegen Topfavorit SGV Freiberg am 8. August könnte schwerer nicht sein. ,,Wir waren in unseren ganzen Oberliga-Jahren wahrscheinlich noch in keinem Spiel so krasser Außenseiter”, weiß Lerandy um die Stärke des Gegners. Direkt danach folgen aber gegen Reutlingen und Backnang zwei weitere Heimspiele. ,,Vier, fünf Punkte nach dem dritten Spieltag wären natürlich klasse”, so das Ziel des Trainers.
Die Kaderplanung hatte er zusammen mit Pino Alesi gemacht, der dann aus gesundheitlichen Gründen das Amt des sportlichen Leiters niederlegen musste. ,,Er hat noch immer Nachwehen von seiner Corona-Infektion mit Komplikationen. Das ist schade, er war absolut rührselig unterwegs. Aber die Gesundheit geht natürlich vor”, erklärt Lorenz.
Lerandy freut sich, dass die Weichen nun bereits über die Saison hinaus gestellt sind. ,,Ich arbeite mit Fabian Himmel seit einigen Jahren zusammen, die Konstellation passt extrem gut”, so der frühere Regionalliga-Spieler, der schon jetzt nebenbei die sportliche Leitung beim SVO übernimmt und den Trainerposten dann im Sommer 2022 komplett an Himmel abgibt. Das soll aber nicht das Ende von Lerandys Trainerkarriere sein. ,,Ich bin dann zeitlich flexibler und kann mich weiterbilden, unter anderem durch Hospitationen bei Profivereinen wie 1899 Hoffenheim oder RB Leipzig”, kündigt er an, verspricht aber gleichzeitig: ,,Ich werde auch als sportlicher Leiter mein komplettes Netzwerk in den Dienst des SV Oberachern stellen.”